Keine Pause für die Feuerwehr

Keine Pause für die Feuerwehr

Auch im 152. Jahr ist auf die Freiwillige Feuerwehr Lemgo Verlass. 2021 sind die Kameradinnen und Kameraden zu 484 Einsätzen ausgerückt, 62 mehr als im Jahr davor. Und auch wenn die Pandemie dafür gesorgt hat, dass das 150-jährige Jubiläum immer noch nicht gefeiert werden konnte, hat die Truppe Höchstmarken geknackt und vielen Menschen teils außergewöhnliche Hilfe geleistet.

Die Zahl der 484 Einsätze unterstreicht, in wie vielen Momenten die Hilfe der Wehr gefordert war. Dabei zählen beispielweise ein Hochwasser- oder ein Sturmeinsatz nur einmal in der Statistik, obwohl die Wehr an viele Orte ausrücken muss. Darunter sind nur wenige Brände, dafür laufen fast 300 Einsätze unter dem Label „Technische Hilfeleistung", also beispielsweise die Bergung verunfallter Personen, die Tierrettung oder die Beseitigung von Ölspuren. Gestiegen ist die Zahl der Fehlalarmierungen durch private Rauchmelder. Auch bei der überörtlichen Hilfe ist die Lemgoer Wehr mit ihren Spezialkenntnissen gerne gesehen, egal ob es um das Tauchen, den Einsatz einer Drohne oder die Versorgungseinheit geht.

Dass die Leistung der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo über das normale Maß hinausgeht, belegt auch die Ausnahmegenehmigung, die die Stadt erst vor wenigen Wochen erhalten hat. Diese erlaubt es der Stadt, den Brandschutz mit der freiwilligen Truppe sicherzustellen. Beim Gespräch zum Jahresbericht 2021 war Bürgermeister Markus Baier sehr zufrieden. „Diese Genehmigung honoriert und bestätigt die großartige Leistung unserer Wehr. Das kann man den Kameradinnen und Kameraden kaum hoch genug anrechnen. Es geht hier um das sinnvollste Hobby der Welt", so das Stadtoberhaupt.

Natürlich spielt Corona weiterhin eine Rolle für den Alltag der Feuerwehr. „Zu Beginn der Pandemie haben wir schützende Verhaltensregeln eingeführt, die wir laufend überarbeiten und immer wieder anpassen. Für unsere Übungsdienste hatten wir zwischenzeitlich eine eigene Teststelle eingerichtet, damit sich nicht alle einzeln um ihre Tests bemühen mussten. Und Ende des Jahres haben wir mit unserem Feuerwehr-Arzt Tobias Schwering und seinem Praxisteam eine große Boosterimpfungs-Aktion auf die Beine gestellt. Wir haben eine sehr gute Impfquote in der Kameradschaft", erklärt Klaus Wegener.

Dass die Impfungen im Impfzentrum in Lemgo im Frühjahr überhaupt anlaufen konnten, daran hatte die Feuerwehr Lemgo auch ihren Anteil. Mit Unterstützung durch das THW und einer Drehleiter aus Bad Salzuflen schaufelten die Kameradinnen und Kameraden beim Wintereinbruch im Februar mehrere Stunden lang das Dach der Phoenix-Contact-Arena frei. Im Sommer gab es dann die Unterstützung bei der Hochwasserkatastrophe. In Euskirchen waren mehr als 30 Kameradinnen und Kameraden über vier Tage lang im Einsatz, packten teilweise 36 Stunden am Stück ohne Schlaf mit an. 

Großes Thema für die Feuerwehr ist immer der Nachwuchs. Passend dazu gab es einen Meilenstein, der die Verantwortlichen mit Stolz erfüllt hat: Trotz des reduzierten Einsatzes in Pandemiezeiten ist es gelungen, die Marke von 10.000 Kindern im Brandschutzerziehungs-Unterricht zu knacken. Die vierten Klassen der Lemgoer Grundschulen lernen dabei von den Einsatzkräften, die den Unterricht zusätzlich zu ihrem normalen Dienstgeschäft stemmen, die Grundlagen im Umgang mit Feuer, was im Brandfall zu tun ist, wie sie sich selbst retten und Hilfe rufen können.

Eine Chance, aber auch eine Herausforderung ist die Feuerwehr-AG. An dem Projekt sind neben der Lemgoer Wehr auch die Bezirksregierung sowie die Lemgoer Realschule und die Hauptschule beteiligt. In der Schul-AG erlernen die freiwillig teilnehmenden Schülerinnen und Schuler die Grundlagen einer Feuerwehrausbildung. Ein zeitintensives Experiment, in das Klaus Wegener jede Woche mehrere Stunden Arbeit stecken muss. „Unser Ziel ist es, die Jugendlichen für die Feuerwehr zu begeistern und auf diese Art den Weg in die Jugendfeuerwehr zu ebnen. Wir hoffen, dass sich die AG etabliert und in einigen Jahren ganz selbstverständlich für Zuwachs im Jugendbereich sorgt", so Wegener.

Die Jugendlichen aus der AG sind bei den 328 Mitgliedern der Wehr nicht mitgezählt. Während die Gesamtstärke der Wehr auf ähnlichem Niveau bleibt, hat die Jugendfeuerwehr Ende 2021 weniger Mitglieder als am Ende des Jahres davor. Für Jugendfeuerwehrwart Christian Heidemann aber kein Problem, denn der Grund ist ein positiver: „Etwa 90 Prozent dieses Verlusts sind Nachwuchskräfte, die von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung gewechselt sind, sie sind also weiterhin dabei." Als Anerkennung ihres Engagements durfte die Jugendfeuerwehr im letzten Jahr zudem den Sternheimpreis der Stadt entgegen nehmen. Ausgewählt worden war die Jugendfeuerwehr schon 2020, pandemiebedingt war die Verleihung aber verschoben worden.

Für 2022 hat die Freiwillige Feuerwehr Lemgo bereits Pläne geschmiedet. An den Standorten Wahmbeck und Ost (Brake und Voßheide) stehen Umbauten an, eine Remise für einen Abrollbehälter und mehr Platz in den Umkleiden werden benötigt. Ein neues Löschfahrzeug und ein neues Wasserfördersystem möchte die Truppe in diesem Jahr in Empfang nehmen. Neben der weiteren Etablierung der Feuerwehr-Schul-AG sind weitere Aktionen zur Mitgliederbindung geplant und im Sommer soll auch endlich das 150-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Zum Jahresauftakt hat die Wehr im Januar 27 Kameradinnen und Kameraden offiziell befördert. Diese hatten im vergangenen Jahr die nötigen Lehrgänge absolviert bzw. über mehrere Jahre hinweg aktiv am Dienst teilgenommen und somit den nächsten Schritt in der Feuerwehrlaufbahn erreicht. Anstatt der üblichen Feier ging die Wehr keine Risiken ein und versammelte sich bei eisigen Temperaturen Masken tragend auf dem Hof der Lemgoer Wache.

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